Kaum zu glauben, aber heute war schon mein letzter Tag in Vilankulo. Bevor Joaquim und ich am späten Vormittag zurück nach Maputo fahren würden, freute ich mich darauf das Museum und die Galerie von Izelia und Carlos zu besuchen.
Meine erste Fahrt in einer Autorikscha
Bereits am Vorabend habe ich mich mit Izelia für den heutigen Morgen um 7:00 Uhr verabredet, um gemeinsam mit ihr das Museum und die Galerie anzusehen. Da sie mir schon viel darüber erzählt hatte, war ich sehr gespannt und freute ich mich auf das Treffen.
Um 6:00 Uhr wurde ich am Hotel von einer Autorikscha, auch Tuk Tuk genannt, abgeholt und zum Museum gefahren. Zwar gibt es in Vilankulo auch „richtige“ Taxis, aber Autorikschas sind hier eine günstigere Alternative.
Ich war sehr froh darüber, dass der Fahrer zur vereinbarten Zeit am Hotel war, um mich abzuholen. Denn in Mosambik laufen die Uhren oft anders und die Menschen halten sich nicht immer an die vereinbarten Zeiten. 😉
Meine erste Fahrt in der dreirädrigen Autorikscha war sehr wacklig, laut und ich fühlte mich anfänglich sehr unsicher, da es keine Möglichkeit zum Anschnallen gibt. Zudem können Autorikschas eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h erreichen und mein Fahrer ist nicht unbedingt langsam gefahren. Nach einigen Minuten habe ich mich aber an die wacklige Fahrt gewöhnt und es hat wirklich Spaß gemacht.
Das wahre Vilankulo
Auf der Fahrt ins Museum erhielt ich Einblicke in das echte Leben der Menschen, die fernab vom touristischen Geschehen, in sehr einfachen Verhältnissen leben. Die Häuser werden überwiegend aus Bambus gebaut, die Dächer bestehen aus Blech und die Grundstücke sind nur selten eingezäunt oder haben Türen. Hin und wieder sind auch moderne Bauten zu sehen, aber Luxus findet man hier nicht. Obwohl die Menschen nicht viel besitzen, hatte ich den Eindruck, dass sie trotzdem sehr glücklich und zufrieden sind. Das merkte ich z.B. daran wie entspannt und freundlich alle Menschen waren, die ich unterwegs getroffen habe.
Was mich persönlich beeindruckt hat, ist wie sauber und ordentlich alle Straßen waren, an denen wir vorbeigefahren sind. Dieser Ort strahlte für mich eine Sicherheit aus und die Menschen waren sehr gastfreundlich. Nicht umsonst wird Vilankulo „die Stadt der guten Menschen genannt“.
Als wir auf der Fahrt an einer Frau vorbeigefahren sind, die Mangos und Gemüse aus eigenem Anbau verkaufte, bat ich den Fahrer kurz anzuhalten. Schon in Maputo habe ich vergeblich nach mosambikanischen Mangos gesucht, da die Mango Saison schon vorbei und die Bäume kaum noch Früchte hatten. Deshalb war dies ein richtiger Glücksmoment für mich.
Als die geteerte Straße zu Ende und wir die sandigen Wege erreichten, hat mich die Landschaft überwältigt! Die Vegetation erstrahlte in sattem Grün, überall waren Bäume, Pflanzen und große Kokospalmen zu sehen und auch der strahlend blaue Ozean war ganz nah.
Was für ein großes Glück die Menschen haben, an so einem paradiesischen Ort leben zu dürfen.
Vilankulo und ihre Bewohner haben bei mir einen Eindruck hinterlassen und werden mir definitiv in Erinnerung bleiben. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Besuch in der „Stadt der guten Menschen“.
Junge Einheimische setzen sich für die Entwicklung ihrer Region ein
Ich traf mich mit Izelia am vereinbarten Treffpunkt und gemeinsam setzten wir die Fahrt zum Museum fort. Das Museum, in dem Izelia, Carlos und ein weiterer Mitarbeiter ehrenamtlich arbeiten, wird von der Stadt Vilankulo finanziert. Es befindet sich ganz in der Nähe von einem Strand und hat sogar einen direkten Zugang zu diesem.
Besuch des Museums und der Galerie
Bei unserer Ankunft war ich sehr überrascht, da ich mir das Museum völlig anders vorgestellt hatte. In dieser war das Museumsgebäude viel größer und das Grundstück kleiner – aber es war genau andersherum. Das Museum besteht aus einem Empfangsbereich, zwei kleinen Räumen und einem Flur. An den Wänden hingen Bilder, die die Geschichte und die traditionellen Rituale der Region darstellen. Izelia hat mich durch die Galerie geführt und ich war beeindruckt, wie gut sich Izelia mit der Geschichte, den Traditionen und den Ritualen der Gegend auskannte.
Zu meinem großen Erstaunen habe ich auf diesem Grundstück das erste Mal so riesige und alte Elefantenbäume gesehen. Einer von ihnen ist schon über 1.000 Jahre alt – echt beeindruckend! Was ich auch nicht wusste ist, dass die Menschen früher Löcher in die Bäume geschlagen haben, um darin Regenwasser aufzufangen.
Nach der ca. 40-minütigen Führung durch das Museum und über das Grundstück, haben wir uns auf den Weg in die Galerie gemacht. Hierfür sind wir weitere 15 Minuten mit der Autorikscha gefahren. Die Galerie befindet sich direkt neben dem Grundstück, auf dem sich Izelia und Carlos ein gemeinsames Haus gebaut haben.
Neben der Galerie und dem Bildband unterstützen sie weitere soziale Projekte. So betreiben sie z.B. ehrenamtlich das lokale archäologische Museum und begleiten junge Menschen während ihrer Ausbildung in der Hotellerie, um ihnen den Berufseinstieg zu erleichtern.
Rückfahrt nach Maputo
Heute stand Joaquim und mir noch die Rückreise nach Maputo bevor. Mit dem Auto werden wir etwa 11 Stunden unterwegs sein, weshalb ich bereits gegen 11:00 Uhr zurück im Hotel gewesen bin. Ich wollte unbedingt eine zu späte Ankunft vermeiden, da meine Familie in der Provinz Maputo außerhalb der Stadt lebt, und es gefährlich ist in der Dunkelheit unterwegs zu sein.
Mein Rückblick und Fazit
Mein persönliches Fazit über das Land und die Projekte, die ich während meiner Reise besucht habe, ist sehr positiv. Das Land ist im Wandel, die junge Bevölkerung ist sehr engagiert und innovativ. Vor allem in der Hauptstadt ist das Wirtschaftswachstum überall sichtbar. Während der Autoreise ist mir aufgefallen, dass die Entwicklung im Land nicht zeitgleich verläuft. Die Schere zwischen arm und reich wurde mir mit jedem Kilometer bewusster, den wir von Maputo aus in Richtung Vilankulo zurücklegten.
In den kleinen Distrikten, außerhalb der Hauptstadt, leben die Menschen in bescheidenen Verhältnissen. Die moderne Infrastruktur ist noch nicht ausreichend ausgebaut, es fehlen Transportmittel und Kinder müssen oft mehrere Kilometer bis zur Schule laufen.
Als Mosambikanerin möchte ich natürlich, dass die wirtschaftliche Entwicklung schneller vorangetrieben wird und die gesamte Zivilbevölkerung im Land davon profitiert. Ich wünsche mir einen besseren Zugang zu Grundschulen, weiterführenden Schulen und Berufsbildungszentren für alle. Mit Hilfe der Entwicklungszusammenarbeit und der vielen internationalen Organisationen, die ich vor Ort gesehen habe, hat sich in dieser Hinsicht bereits vieles verbessert.
Im Jahr 2017 konnten landesweit 85 % der Kinder bereits einen Platz in der Grundschule erhalten. Zum Vergleich: Im Jahr 2000, dem Jahr, in dem ich mit meiner Familie von Mosambik nach Deutschland zog, erhielten nur 55 % der Kinder einen Platz in der Grundschule (Grund- und Berufsbildung in Mosambik verbessern | BMZ).
Wirtschaftlich gesehen, hat Mosambik ein hohes Wachstumspotential. Nicht nur der Tourismus spielt eine große Rolle bei der Entwicklung des Landes, sondern auch die Landwirtschaft. (Landwirtschaft in Mosambik – giz.wiki)
Mit unserem Projekt zur Förderung der Landwirte in Vilankulo, habe ich miterleben können, wie positiv sich das Projekt bereits innerhalb kurzer Zeit auf das Leben der Landwirte und der Region ausgewirkt hat. Die Kooperation mit den Landwirten und der Stadtverwaltung war so erfolgreich, dass andere ähnliche Projekte entstanden sind, um die Landwirtschaft zu fördern. Darauf sind wir sehr stolz.
Ich freue mich auf die nächste Projektreise, vielleicht geht es das nächste Mal nach Tansania 😊!