Die ersten beiden COVID-19 Fälle in Namibia wurden im März 2020 nachgewiesen. Es folgten Reisebeschränkungen, Lockdown und Hygienemaßnahmen. Das Auswärtige Amt stufte Namibia als Risikogebiet ein. Wie sieht die Lage in Namibia ein Jahr später aus?
Das Coronavirus, das sich auf der ganzen Welt verbreitet, hat auch das Leben in Namibia maßgeblich beeinflusst. Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden in Namibia offiziell 45.039 positive Fälle registriert, davon sind 548 Menschen verstorben (Stand: 09. April 2021, Quelle: WHO).
Maßnahmen der Regierung
Aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen im Dezember 2020 wurden die zunächst gelockerten Maßnahmen erneut verschärft. Zudem verlängerte Namibias Staatspräsident Hage Geingob die im Januar 2021 bekannt gegebenen Bestimmungen bis Ende März 2021.
Die aktuellen Corona-Maßnahmen in Namibia sind:
- Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln
- Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Raum
- Ausgangssperre von 22.00 Uhr bis 4.00 Uhr
- Zeitlich beschränkter Alkoholverkauf und -ausschank (Mo-Fr nur bis 20.00 Uhr und Sa nur bis 13.00 Uhr erlaubt, an Sonntagen und Feiertagen verboten)
- Öffentliche Veranstaltungen, Versammlungen, Konzerte, Gottesdienste dürfen nur mit weniger als 50 Personen stattfinden. Voraussetzung sind eine Registrierung sowie die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsvorschriften.
- Geschäfte, Restaurants, Kultureinrichtungen, Friseure, etc. dürfen unter Einhaltung der Abstands- und Hygienebestimmungen öffnen.
- Einreise nur mit negativem PCR-Test möglich
- Touristen und Besucher müssen ein fest gebuchtes Reiseprogramm vorlegen sowie zusätzliche Gesundheitsformulare und eine Reisekrankenversicherung, die Behandlungskosten im Falle einer COVID-19-Erkrankung trägt
Einige Zeit lang durfte auch innerhalb des Landes nicht gereist werden. Diese Beschränkung wurde inzwischen wieder aufgehoben.
Verstößt man gegen die gültigen Bestimmungen, können hohe Geldstrafen fällig werden.
Zu Beginn der Pandemie verfügte Namibia über keine eigenen Testmöglichkeiten, sodass Tests zur Analyse nach Südafrika geschickt werden mussten. Dies kostete zusätzliche Zeit und Geld. Inzwischen wurden Labore in Namibia eingerichtet, die Test bearbeiten können. Im Dezember 2020 kam es kurzzeitig zu einer Urlaubswelle. Alle Urlauber mussten getestet werden, was die Labore überlastete. Daher musste die Anzahl der Tests pro Tag beschränkt werden. Getestet wurden nur Personen, die sich zuvor rechtzeitig für einen Termin registriert hatten.
Wirtschaftliche Folgen der Corona-Pandemie in Namibia
Wie in vielen anderen afrikanischen Ländern spielt die Tourismusindustrie in Namibia eine äußerst wichtige Rolle für die Gesamtwirtschaft. Seit Mitte September 2020 dürfen internationale Gäste wieder nach Namibia einreisen. Aufgrund der Reisebeschränkungen anderer Länder kommen jedoch deutlich weniger Touristen nach Namibia als üblich.
Infolgedessen sind die Arbeitsplätze Tausender Namibier, die im Tourismus arbeiten, bedroht. Sie verlieren ihre einzige Einkommensquelle und geraten in existenzielle Not. Diese Situation trifft die Landbevölkerung besonders hart, da sie häufig ohnehin bereits am Rande des Existenzminimums lebt. Um sich und ihre Familien dennoch versorgen zu können, sehen einige notleidende Menschen in der Wilderei und im illegalen Tierhandel den letzten Ausweg aus der Armut.
Das Gesundheitssystem in Namibia
Das Gesundheitssystem von Namibia ist mit dem deutschen Gesundheitsversorgung nicht vergleichbar. Es gibt gute private Krankenhäuser in Namibia, deren Anzahl jedoch viel zu gering ist. Die Krankenhäuser verfügen über wenige Intensivbetten und Beatmungsgeräte. Erschwerend kommt hinzu, dass das Gesundheitssystem bereits mit der Behandlung anderer schwerer Krankheitsfälle wie Ebola stark strapaziert ist. Viele können sich aufgrund der hohen Versorgungskosten eine Behandlung zudem nicht leisten.
Diese Probleme sind selbst in Städten zu spüren. Auf dem Land ist das Gesundheitssystem besonders mangelhaft. Es gibt häufig keine Ärzte oder Krankenhäuser in der Nähe, sodass ein Arztbesuch bereits an der Entfernung scheitert.
Namibia hat von China Impfdosen gegen COVID-19 erhalten und am 19. März 2021 mit den ersten Impfungen für Mitarbeiter im Gesundheitswesen begonnen, ohne auf die Freigabe der WHO für den erhaltenen Impfstoff zu warten. Medienberichten zufolge verläuft die Impfkampagne jedoch schleppend. Insgesamt seien bisher ca. 152 Personen geimpft worden. Es werden weitere Impfstoffe der COVAX-Initiative der WHO erwartet, ein Lieferdatum steht jedoch noch aus. Es ist mit einer Verzögerung zu rechnen, da es einen vorübergehenden Exportstopp für Impfstoffe aus Indien unter der Lizenz von AstraZeneca gab.