Auch Kap Verde bleibt von einem erneuten Anstieg der am Coronavirus infizierten Menschen nicht verschont. Damit steigt auch die Sorge, ab wann die sehnlichst erwarteten Touristen wieder ins Land reisen. Denn vom Tourismus hängen unzählige Existenzen ab.
Corona-bedingte Hotelschließungen
Kap Verde lebt vom Tourismus und investiert in Ausbildungsberufe, die der Hotellerie, Gastronomie und dem Tourismus angehören. Doch im April 2020 mussten viele Hotels aufgrund der Corona-Pandemie ihre Türen schließen. So auch der Hotelkomplex Morabeza auf der kapverdischen Insel Sal, eines der ältesten Hotels und eine Institution vor Ort. Nach der Schließung im April 2020 durfte das Morabeza erst am 3. Januar 2021 endlich wieder für Touristen öffnen. Die Gäste bleiben jedoch aufgrund der weltweiten Pandemie und erschwerten Reisebestimmungen weiterhin aus. Für viele Hotels und Restaurants macht es daher keinen Sinn zu öffnen.
Ausbildung in der Escola de Hotelaria e Turismo de Cabo Verde (EHTCV)
Die Hotelschließungen haben auch eine direkte Auswirkung auf die Ausbildung unserer Stipendiaten. Diese absolvieren seit September 2019 in der Escola de Hotelaria e Turismo de Cabo Verde ihre 2-jährige Ausbildung in der Fachrichtung Hotel Management. Zum Zeitpunkt der Hotelschließungen befanden sie sich in ihrer ersten Praktikumsphase. Bereits nach zwei Wochen mussten sie jedoch das Praktikum unterbrechen und in die Schule zurückkehren. Auch das zweite Praktikum kann aller Voraussicht nach nicht wie geplant im Februar 2021 stattfinden. Dabei sind gerade diese praktischen Erfahrungen am Gast von enormer Bedeutung. Trotz praktischen Unterrichts in der Schule ist es ein Unterschied, den betrieblichen Ablauf direkt im Hotel kennenzulernen. Durch das Nachholen der Praktika verzögert sich der gesamte Ausbildungsablauf.
Aber damit nicht genug
Aufgrund der Corona-Pandemie wurde das Schulinternat kurzerhand zu einem Corona-Krankenhaus umfunktioniert. Dadurch war die größte Hotelfachschule von Kap Verde gezwungen ihre Schülerzahl von 250 auf 40 zu reduzieren. Auch der Kontakt unter den Schülern ist sehr begrenzt, unterrichtet wird in zwei Gruppen, die sich vormittags bzw. nachmittags abwechseln, um persönliche Begegnungen noch weiter zu reduzieren. Für das Ausbildungsjahr 2020/2021 konnten zudem keine neuen Auszubildenden aufgenommen werden
Auswirkungen der Corona-Krise auf das Berufsleben
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind auch auf dem Arbeitsmarkt schmerzlich zu spüren. Durch die Schließung der Hotels haben jetzt schon zahlreiche Menschen ihre Arbeitsstellen verloren. Viele Arbeitsverträge im Gastgewerbe sind auf Kap Verde ohnehin auf wenige Monate befristet.
Das wirkt sich auf die gesamte Familie der Betroffenen aus. Schülerinnen und Schüler, die ihre Familien vor der Corona-Krise finanziell unterstützen mussten, haben es besonders schwer. Durch den Wegfall vieler Arbeitsplätze gibt es derzeit fast keine Nebenjobs für Studenten oder Schüler.
Ausbildung oder Arbeitsplatz?
Auch unsere Stipendiaten berichten, dass sie diese Situation vor eine schwierige Entscheidung stellt. Die Ausbildung aufgeben, um einen festen Arbeitsplatz außerhalb des Ausbildungsbereichs zu suchen, damit sie ihre Familie unterstützen können – oder die Ausbildung abschließen, um langfristig eine bessere Zukunftsaussicht zu haben. Bisher haben sich alle Stipendiaten dazu entschlossen, weiterzumachen – eine Entscheidung, die wir voll unterstützen!
Rückkehr des Tourismus auf Kap Verde
Ende Dezember 2020 begann die Wiederaufnahme des Tourismus auf den kapverdischen Inseln. Um den Tourismus anzukurbeln, wurden die Preise für touristische Angebote um 8 % gesenkt. Die ersten Touristen, die nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie auf Kap Verde landeten, kamen aus Polen. Der Charter-Flug mit ca. 200 Passagieren landete Ende Dezember 2020 auf der Insel Sal.
Ein weiterer Hoffnungsschimmer ist die Eröffnung neuer Hotels auf Kap Verde wie z.B. das 5-Sterne All-Inclusive-Hotel Riu Palace Santa Maria mit 1.001 Zimmern. Die Eröffnung ist im Februar 2021 geplant.
Corona-Impfstoffe für Kap Verde
Einen positiven Lichtblick konnte die kapverdische Regierung am 21. Januar 2021 bekannt geben: Kap Verde hat 15 Millionen Dollar für die Beschaffung von Impfstoffen zur Verfügung. Demnach wird für 95% der Bevölkerung eine Impfung garantiert. Ein Datum für den Impfstart ist bisher jedoch nicht bekannt.
Aufruf des Gesundheitsministeriums
Dennoch appelliert das Gesundheitsministerium erneut an die Bevölkerung sich weiterhin an die Abstandsregeln zu halten und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Zudem sind neue Reisebestimmungen getroffen worden:
- Nationale Reisen: Vorlage eines negativen Schnelltests
- Internationale Reisen: Vorlage eines negativen PCR Tests
Grundsätzlich dürften Touristen somit wieder Urlaub auf den kapverdischen Inseln machen. Die Reiseeinschränkungen anderer Länder, die drastisch zurückgegangenen Flüge und Reiseangebote begrenzen den Tourismus in Realität jedoch stark. Es bleibt abzuwarten, wie schnell sich der Tourismus davon erholt.