Auch nach dem Tod des ehemaligen Präsidenten John Magufuli veröffentlicht die tansanische Regierung keine aktuellen Zahlen zum Corona-Infektionsgeschehen in Tansania. Was bisher bekannt ist und warum Sansibar von der Tourismuskrise wenig spürt, haben wir in unserem Journal zusammengefasst.
Kaum Informationen zur Corona-Pandemie in Tansania
Das Auswärtige Amt stuft Tansania weiterhin als Hochinzidenzgebiet ein, vor nicht notwendigen Reisen wird abgeraten. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 509 bestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet worden, darunter 21 Todesfälle (Stand: 28. April 2021, Quelle: WHO). Diese Zahlen zur Corona-Lage in Tansania gab die Regierung zuletzt Anfang Mai 2020 heraus, seither gab es keine Veröffentlichungen mehr. Zum aktuellen Infektions- und Impfgeschehen gegen das Coronavirus gibt es somit keine belastbaren Informationen. Es wird weiterhin nur sporadisch getestet und die Ergebnisse werden nicht bekanntgegeben.
Tansania unter der Führung eines Corona-Leugners
Tansanias ehemaliger Präsident, John Magufuli, hat an der Existenz des Coronavirus gezweifelt. Noch vor seinem plötzlichen Tod am 17. März 2021 suspendierte Magufuli erst seinen Gesundheitsminister und später die Direktorin des Nationallabors.
Statt Hygiene- und Schutzmaßnahmen empfahl Magufuli Heilkräuter, Dampfbäder und Gebete. Der populistische Staatschef galt als einer der bekanntesten Corona-Leugner in Afrika. Erst nach dem Tod des Vizepräsidenten von Sansibar infolge einer Coronavirus-Infektion rief er zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes aus heimischer Produktion auf.
Machtwechsel und mögliche Kehrtwende in der Corona-Politik
Magufuli‘s Nachfolgerin, die bisherige Vizepräsidentin Samia Suluhu Hassan, kündigte einen Kurswechsel an. Sie möchte ein Expertenkomitee bilden, um die COVID-19 Pandemie professionell und wissenschaftlich bewerten zu lassen. Das weitere Vorgehen werde sie auf Basis dieser Erkenntnisse mit der Regierung besprechen. Die derzeit einzige Regierungschefin Afrikas signalisierte zudem, sich auch eine Kooperation mit dem Ausland vorstellen zu können, um die Pandemie zu bekämpfen.
Beliebtes Reiseziel trotz Corona
Viele Ausländer, die in Ländern mit strengeren Infektionsschutzmaßnahmen leben, sehnen sich nach Freiheit, Sorglosigkeit und Normalität. Die lockere Umgangsweise mit Corona hat Tansania darum zum beliebten Reiseziel für diejenigen gemacht, die Corona für einige Zeit vergessen wollen oder ganz verleugnen.
Einreisebestimmungen nach Tansania
Eine Einreise nach Tansania ist ohne jegliche Einschränkungen möglich, auch ein negativer COVID-19 Test wird nicht verlangt. Es wird lediglich Fieber gemessen. Bei der Ausreise verlangen manche Fluggesellschaften einen negativen COVID-19 Test. Da Tansania in Deutschland weiterhin als Risikogebiet gilt, besteht bei der Einreise aus Tansania eine Test- und Quarantänepflicht.
Sansibar: Flucht vor dem Lockdown
Sansibar ist eine Inselgruppe vor der Küste Ostafrikas und gehört zu Tansania. Es gilt als Strandparadies für Touristen. Der Archipel wird von der tansanischen Regierung massiv als vermeintlich Corona-freies Urlaubsziel beworben. Aus diesem Grund erlebt Sansibar zu Zeiten der Pandemie einen regelrechten Tourismusboom – die meisten Ressorts sind ausgebucht. Darüber freuen sich vor allem die Einheimischen, die vom Tourismus abhängig sind. Viele der Touristen stammen aus Russland und Osteuropa, einige auch aus Deutschland. Sie wollen dem Lockdown und damit einhergehenden Einschränkungen entfliehen und haben meist gleich für mehrere Wochen gebucht.
Bei der Einreise nach Sansibar gibt es wie für das tansanische Festland keine Gesundheits- und Sicherheitsstandards am Flughafen. Es werden weder negative Corona-Tests verlangt, noch besteht eine Quarantänepflicht. Auch Gesundheitsformulare müssen nicht ausgefüllt werden. (Quellen u.a. Tagesschau.de, ZDF)
Neue Corona-Mutationen aus Tansania
Welche Gefahren dies mitbringt, zeigen neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Medienberichten zufolge wurde eine neue Coronavirus-Variante aus Tansania entdeckt (Quellen u.a. Pharmazeutische Zeitung, ZDF). Sie ist bei Reisenden aus Tansania nach Angola aufgetreten. Noch ist unklar, welche Auswirkungen die Variante haben. Tansanias Nachbarländer beobachten die Situation nun verstärkt.