Seit Beginn der Pandemie sind alle internationalen Flüge von und nach Kap Verde ausgesetzt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Gleichzeitig ist dadurch auch der Tourismus zum Erliegen gekommen. Auf der Insel Boa Vista wurde die erste Infektion registriert. Aus diesem Grund waren alle Verkehrswege zum Rest des Landes bis vor Kurzem gesperrt.

Einfluss auf das tägliche Leben

Wir sind mit unseren Stipendiaten vor Ort in Kontakt und erhalten so einen direkten Einblick, wie das Leben zum Zeitpunkt der Krise aussieht. Da die Menschen in Kap Verde ein sehr soziales Miteinander pflegen, fallen der Bevölkerung die Quarantänemaßnahmen besonders schwer. Auch finanziell stehen die meisten Familien vor schwierigen Zeiten. Ein Grund hierfür ist, dass viele Bewohner direkt oder indirekt in der Tourismusbranche beschäftigt sind.

Die Kapverdianer sind ein sehr glückliches und positives Volk, so haben wir sie auch bei unseren Stiftungsreisen nach Kap Verde kennengelernt. Aufgrund der Pandemie hat sich jedoch vieles geändert, Schulen, Kirchen und viele andere Einrichtungen wurden geschlossen.

Eine unserer Stipendiatinnen berichtete uns, wie ihr Alltag während des Ausnahmezustands auf der Insel Boa Vista aussah:

Mir ist besonders schwergefallen zu wissen, dass Familienmitglieder, Freunde und andere Mitmenschen auf Hilfe angewiesen sind und ich nicht helfen kann. Als das Virus ausgebrochen ist, befanden sich meine Mitschüler und ich in der Praktikumsphase der Ausbildung zur Hotelfachfrau. Ich lebe eigentlich in der Stadt Praia, der Hauptstadt von Kap Verde, wo sich auch unsere Schule befindet. Für das schulische Praktikum bin ich auf die Insel Boa Vista gegangen, um dort das dreimonatige Praktikum zu absolvieren. Als das Virus auf der Insel ausbrach, durfte ich nicht zu meiner Familie zurückkehren. Bis zum Ende des von der Regierung ausgerufenen Ausnahmezustands saß ich in einem Hotel fest. Dort half ich, das Personal zu verpflegen und das Hotel sauber zu halten. Ansonsten war ich allein in meinem Zimmer. Diese Zeit war für mich und alle anderen besonders schwer. Wir mussten uns alle an diesen neuen Lebensstil anpassen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Ich bin der Meinung, dass nicht alles von den Aktionen und Maßnahmen der Regierung und der touristischen Einrichtungen abhängt. Vieles hängt auch von der Mitarbeit und Umsetzung durch die kapverdischen Bürger ab.

Trotz der temporären Arbeitslosigkeit sind die Menschen, mit denen wir in Kontakt stehen, sehr positiv eingestellt. Sie glauben daran, dass Kap Verde bald wieder die Türen für die Welt öffnen darf und dass sich das Leben wieder normalisieren wird.

Regierungshilfen zur Bekämpfung von Corona

Auch in Kap Verde hat die Regierung einige Maßnahmen getroffen, um die Verbreitung der Pandemie zu verlangsamen. Mit diesen Hilfen sind sowohl unsere Stipendiaten als auch die Mehrheit der Bevölkerung zufrieden.

Die Regierung unterstützt hierbei vor allem Familien, die es besonders schlimm getroffen hat. Zum Beispiel werden den Familien in Santo Antao von April bis Juni die Stromkosten erlassen. Auf einer anderen Insel bekommen Familien bis zu 50 Liter Wasser täglich kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ferner erhalten Familien Lebensmittelhilfen und auf den Straßen wurden Zisternen und Waschbecken errichtet.

Normalisierung der Krisensituation

Erst seit Ende Mai 2020 gilt der Ausnahmezustand auf allen Inseln als aufgehoben. So werden die Schiffsverbindungen für den Personentransport

  • von und nach Boa Vista seit dem 1. Juni aufgenommen,
  • mit Ausgangs- und Zielort Santiago ab dem 30. Juni aufgenommen.

Flüge zwischen den Inseln sind ab dem 30. Juni erlaubt, einschließlich Santiago. Seit Ende Mai darf man zu Freizeitzwecken die Strände auf allen Inseln wieder besuchen.

Weiterhin verboten sind jedoch kulturelle und sportliche Veranstaltungen bis zum 1. Oktober 2020. Hierzu zählen z.B. Festivals, Events und Sportveranstaltungen.

Startfrei für den Tourismus

Die Regierung hat zudem ein Gesundheitsprogramm vorgestellt und plant die Grenzen ab Juli 2020 zu öffnen. Dies ermöglicht auch wieder touristische Reisen ins Land, die für alle Kapverdianer sehr wichtig sind. Denn hiervon hängen sehr viele Arbeitsplätze ab.

Die gesamte Bevölkerung arbeitet stark daran, die Situation im Land unter Kontrolle zu halten, um den Touristen eine sichere Einreise und Aufenthalt zu ermöglichen.

Wie die Kapverdianer sagen: „Nu sta djuntu. Nu tem ki sta djuntu pa nu ganha es batalha.“ Was so viel bedeutet wie: „Wir halten zusammen. Wir müssen zusammenhalten, um die Pandemie zu besiegen.“

#WirBleibenZuHause #StayAtHome #FiqueEmCasa #NuFikaNaKaza

Published On: 5. Juni 2020|Last Updated: 3. April 2023|Categories: Kap Verde|Tags: , , , |664 words|3,3 min read|